Technische Due Diligence: Was ist bei dabei zu beachten?

Was ist eine technische Due Diligence?

Die technische Due Diligence (oft auf Englisch „Technical Due Diligence“ oder kurz „TDD“ genannt) ist ein Teilbereich der Due Diligence. Unter einer Due Diligence versteht man die detaillierte Analyse und Beurteilung aller Bereiche und Aspekte eines Unternehmens im Rahmen einer Unternehmensbeteiligung oder eines Unternehmenskaufs.

Der englische Begriff „due diligence“ heißt auf Deutsch übersetzt so viel wie „gebotene Sorgfalt“. Dadurch soll die hohe Bedeutung dieser Prüfung zum Ausdruck gebracht werden. Ein Investor oder Unternehmenskäufer möchte unnötige Risiken bei einer Unternehmensbeteiligung beziehungsweise einem Unternehmenskauf möglichst vermeiden. Um den Wert eines Unternehmens so genau wie möglich beziffern zu können, muss dieses mit all seinen Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken in allen Teilbereichen sorgfältig geprüft und bewertet werden.

Vor allem in sehr technologieorientierten bzw. –getriebenen Branchen ist die TDD oft der wichtigste Teilbereich einer DD. Bestimmte Technologien, Patente oder Forschungsergebnisse können für Technologieunternehmen von existenzieller Bedeutung sein beziehungsweise auch eine existenzielle Bedrohung darstellen. Eine TDD sollte deshalb niemals stiefmütterlich behandelt und als „kleinere Schwester“ der anderen DD-Teilbereiche angesehen werden.

Was ist der Inhalt einer TDD?

Die Technische Due Diligence konzentriert sich auf die technischen und technologischen Aspekte eines Unternehmens. Im Rahmen einer TDD werden sowohl die Maschinen, Anlagen und Infrastrukturen eines Unternehmens analysiert, als auch technische und technologische Fragestellungen in Bezug auf die Produkte des Unternehmens beleuchtet.

Besonders bei produzierenden Unternehmen spielt die Beurteilung des Maschinen- und Anlagenparks eine wesentliche Rolle. Ein Käufer beziehungsweise Investor muss vor seiner Kauf-/Investitionsentscheidung in der Lage sein, zu beurteilen, in welchem Zustand sich das materielle Anlagevermögen des Investitionsobjektes befindet. Eine TDD liefert wertvolle Informationen darüber, welcher Investitionsbedarf in einem Unternehmen herrscht und wie hoch etwaige Instandhaltungsaufwendungen in der Zukunft ausfallen werden.

Bei High-Tech Firmen konzentriert sich eine TDD häufig auf Fragestellungen rund um die technologischen Aspekte der Produkte oder Dienstleistungen. Potenzielle Investoren müssen eine klare Vorstellung davon haben, wie zukunftsfähig die Produkte und Services ihres Investitionsobjektes sind. Im Rahmen einer TDD spielt somit auch die Analyse der immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens, wie Lizenzen und Patente, eine wesentliche Rolle. 

Wesentliche Analysebereiche einer TDD

Die nachfolgende Liste ist eine nicht abschließende Übersicht über die Fragestellungen, die im Zuge einer TDD analysiert und bewertet werden:

  • Die technische Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf Grundlage nationaler und internationaler Benchmarks
  • Die Kapazitätsausnutzung und Effizienz von Produktionsanlagen
  • Der Investitionsbedarf in technischer Hinsicht
  • Die Betriebs- und Instandhaltungskosten technischer Anlagen
  • Die betriebliche Organisation sowie Ablaufpläne und das technische Management eines Unternehmens
  • Die Effizienz von Wertschöpfungsketten
  • Die technischen Standards und Regeln

Die Sensibilität einer TDD

Für viele Unternehmen ist die TDD der heikelste Teilbereich der gesamten DD-Prüfung. Für Industrie- und Technologieunternehmen ist die Herausgabe technischer Daten und Details ein äußerst sensibles Unterfangen, vor allem wenn es sich beim potenziellen Käufer um einen Unbekannten oder gar einen Wettbewerber handelt.

Aus Angst davor, dass sensible Daten in die falschen Hände geraten, wird eine TDD deshalb häufig erst in einer späteren Phase eines Unternehmensverkaufsprozesses durchgeführt, wenn die Zahl der Kaufinteressenten bereits beschränkt ist. In ganz kritischen Fällen bekommen die Käufer erst unmittelbar vor dem Kaufabschluss im Rahmen einer sogenannten „Confirmatory DD“ Gelegenheit zur Durchführung einer TDD. 

Wer führt eine TDD durch?

Vor dem Hintergrund der hohen Bedeutung einer DD-Prüfung beauftragen Investoren und Firmenkäufer in fast allen Fällen spezialisierte Beratungs- und Prüfungsunternehmen mit den Due Diligence Handlungen.

Aufgrund ihrer Komplexität erfordert eine TDD immer die Zusammenarbeit mit einem Spezialisten. Wirtschaftsprüfer, die auf eine Financial DD spezialisiert sind oder Rechtsanwälte, die eine Legal DD durchführen, sind in Bezug auf eine TDD nicht die richtigen Ansprechpartner. Die oben genannten Fragestellungen einer TDD übersteigen bei weitem deren Fachkompetenz. 

Bei einer technischen Due Diligence sollten Sie sich deshalb immer an ein spezialisiertes Beratungsunternehmen werden. Häufig bestehen die Teams von TDD-Spezialisten aus Ingenieuren oder erfahrenen Technikern, die über das nötige Fach- und Spezialwissen für eine detaillierte und erfolgreiche Unternehmensprüfung verfügen. Achten Sie bei der Wahl Ihres Partners für eine technische Due Diligence auch darauf, dass das Beratungsunternehmen über ausreichend Knowhow in der Industrie Ihres Zielunternehmens verfügt. Die Liste der Referenzen eines Beraters sagt meist mehr über dessen Leistungsfähigkeit aus als ein Firmenname.

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